Welche Schulformen passen wirklich zu meinem Kind
Die Geschichte
Ich sitze an einem Freitag Nachmittag auf einen Kinderspielplatz in Teneriffa. Wie immer Freitags treffen sich verschiedene deutsche Mütter und Väter zum vernetzen, deutsch sprechen und zum entertainen der Kinder. Mir sitzt eine junge Mutter gegenüber, die mir erzählt, sie sei vor kurzem erst auf die Insel gezogen. Davor war sie bereits für längere Zeit anderswo im Ausland unterwegs.
Auf die Frage, „Warum Teneriffa?“, antwortete sie: „Naja, die Kanaren mögen wir sehr und hier haben wir die perfekte Schule für unsere Kinder gefunden.“ Sie erzählte mir von einer alternativen Naturschule im Norden, welche nach Montessorikonzept agiert und ein freies und alternatives Lernkonzept anbietet. Sie hätten sich sehr gefreut, als sie die Zusage dieser Schule hatten und seien extra deswegen auf die Insel gezogen. Jetzt kam das ABER! Sie meinte: Leider mögen die Kinder die Schule nicht!
Auf die Frage nach dem Warum antwortete sie: Meine Kids meinen, sie würden da nichts lernen und das sei nur spielen und kein wirklicher Unterricht!
Interessante Einstellung dachte ich mir. Dieses Gespräch mit einer Mutter, die ich absolut verstehen konnte, blieb mir lange in Erinnerung. Insbesondere beschäftigte mich der Gedanke, dass es mir ganz genau so ging und geht, wie dieser Mutter.
Wie war es denn bei uns?
Mit unserem ersten Kind und dessen Einschulung haben wir uns auf das normale Schulsystem in Deutschland verlassen. Wir haben zwar kurz über eine alternative Schulform wie Montessori nachgedacht, dann dies aber verworfen. Wir machten uns einfach wenig Gedanken darum. Ging es gut? Absoluter Fehlgriff. Unser Großer war und ist im Persönlichkeitstyp ein Idealist. Jemand der aktiv und kämpferisch ist, der die unbequemen Fragen stellt und Grenzen als Herausforderungen sieht. Passt der in das staatliches deutsches Schulsystem? Na ratet mal! Auf keinen Fall. Und so ging die Schulkariere meines Großen Sohnes von Anfang an schief.
Unser zweites Kind war anders. Sie war bereits als Kleinkind ängstlich, vorsichtig und unsicher. Auf der anderen Seite konnte sie aufbrausend und temperamentvoll sein. Dazu kamen schlechte Erfahrungen mit unserem Großen in der normalen Grundschule, also entschieden wir uns für eine Montessorieschule. Leider war auch hier nur eine semi-erfolgreiche Schulzeit zu verzeichnen. Das Montessori Konzept war zwar wesentlich besser und hätte ihr auch liegen können. Der Leistungsdruck lastete aber auf ihr und einige Mitschülerinnen bereiteten ihr Schwierigkeiten. So lief die Schulkariere in diesem Fall zwar nicht völlig schief an, aber auch nicht wirklich zufriedenstellend.
Dann kam unsere Auswanderung und wir dachten komplett neu über Schulformen nach, auch weil wir mit mehr rechtlichen Möglichkeiten und mehr Alternativen ausgestattet wurden. Also haben wir das Freilernen ausprobiert und uns darüber Gedanken gemacht. Haben vor Ort freie Schulen besucht und neue Schulformen probiert. Wir haben unsere (jetzt 3) Kinder in ihrer Persönlichkeit analysiert und uns sehr genaue Gedanken darüber gemacht., welche Schulform für welches Kind passen könnte.
Das Ergebnis mal vorweg genommen: Heute haben wir unterschiedliche Schulformen für unsere Kinder gewählt und wissen jetzt schon, dass diese nicht von Dauer sind. Denn unsere Kinder sind verschieden und haben verschiedene Bedürfnisse. Während unser Großer Online-Schule macht, gehen unsere beiden kleinen in eine staatliche spanische Schule. Damit sind wir aber noch nicht am Ende unserer Schulwahl, denn auch diese Lösung ist noch nicht perfekt. Warum? Weil manchmal Kompromisse von allen Seiten nötig sind. Wir haben aufgehört, unsere Kinder bei der Wahl der Schulform außen vor zu lassen und nur nach pädagogisch wertvoll Gedanken zu entscheiden, oder was wir für ein gutes System halten und was wir uns für unsere Kinder wünschen, sondern sind dazu übergegangen zu schauen, was unsere Kinder brauchen und wo ihre Bedürfnisse am besten erfüllt werden. Der Kompromiss kommt dort ins Spiel, wo unsere Bedürfnisse als Eltern mit Beachtung finden.
Wie wähle ich die richtige Schulform
Nach welchen Kriterien habt ihr denn die Schulform für euer Kind ausgesucht? Habt ihr euch bewusst mit den Konzepten auseinandergesetzt? Habt ihr genommen, wo ein Platz frei war? Habt ihr die Schulform euren eigenen Lebensstil angepasst? Es gibt unendlich viele individuelle Faktoren, nach denen Eltern die Schulform für ihr Kind wählen. Allen dabei gleich ist: Eltern meinen es gut. Aber gut gemeint ist nicht gut gemacht!
Was sollte denn an erster und wichtigster Stelle stehen, wenn ich über die Schulform für mein Kind nachdenke? Nach unserer heutigen Ansicht: Die Bedürfnisse des Kindes. Denn Fakt ist, die Auswahl der Schulform ist entscheidend für eine gute, glückliche Lernsituation. Sie ist entscheidend für die positive Familienatmospähre und sie ist entscheidend für die Entwicklung des Kindes. Die Schul- bzw. Lernzeit ist wie das Arbeitsleben für uns Erwachsene. Es ist von einer gewissen Form von „Müssen“ begleitet und legt die Basis für das Berufsleben. Und macht uns der Weg zur Arbeit nicht auch viel mehr Spaß, wenn wir in unserem Element sind, uns wohl fühlen, zufrieden sind und unsere Bedürfnisse erfüllt werden?
Daher gilt für uns an erster Stelle:
„Kenne die Bedürfnisse deines Kindes und beachte sie bei der Wahl der Schulform.“
Allerdings ist die Realität natürlich nicht immer mit der Theorie zu vereinen. Neben den Bedürfnissen des Kindes sollten die Bedürfnisse der Eltern bei der Schulwahl ebenso beachtet werden. Ob nun der eigenen Wunsch nach Zeit (egal ob für sich selbst, Arbeit oder Hobby), nach einem bestimmten Wohnort oder einer bestimmten Lebensform. Auch Eltern haben ein Recht auf ihre Bedürfnisse. Daher besteht die beste Schulform aus einem Kompromiss beider Bedürfnisse.
Der für uns bisher schwierigste Punkt lag aber in den Einschränkungen des Systems und den damit auch verbundenen fehlenden Alternativen. Auch wenn man in Übereinstimmung der widerstreitenden Interessen zu der perfekten Schulform für beide Seiten findet, heißt das noch nicht, dass diese Schulform in dem jeweiligen Ort rechtlich zulässig, tatsächlich angeboten und realistisch umsetzbar ist. Für uns ist genau das eines der größten Systemfehler in Deutschland. Hier gibt es ganz offene Kritik an einem unflexiblen und unindividuellen, sturren System, das den Bedürfnissen seiner Bewohner nicht gerecht wird. Es war einer der vielen Gründe für die Auswanderung.
Unser Tipp bei der Wahl der Schulform der Kinder: Stellt doch eine Liste auf. „Was“ braucht mein Kind, „was“ brauchen wir als Eltern, „welche Schulform“ lässt sich für uns wie umsetzen.
Welcher Persönlichkeitstyp ist mein Kind
Um die Frage der richtigen Schulform für mein Kind zu beantworten, muss ich also zunächst die Bedürfnisse meines Kindes kennen. Jeder Persönlichkeitstyp hat unterschiedliche Antreiber, Bedürfnisse und Stärken. Wenn diese individuellen Bedürfnisse beachtet werden und das Kind seine Stärken ausleben kann, wird es eine innere Zufriedenheit spüren und sich erfolgreich fühlen. Dass es dabei nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt ist klar, aber das System macht viel aus und kann über etwaige Herausforderungen hinweghelfen. Es gibt Grundbedürfnisse, die das Lernen des Kindes entweder stark behindern oder positiv beflügeln können. Nehmen wir das Beispiel Klassenkameraden (Achtung! In der Übertreibung liegt die Veranschaulichung, also bitte nicht 100% ernst nehmen):
Jeder kennt ihn: den symphatischen und lustigen Klassenclown. Everybody’s Darling der den Unterricht einfach nur lustig macht und immer einen Spruch auf den Lippen hat. Er liebt sein Publikum und braucht es auch. Seine Mitschüler sind der Grund, warum er überhaupt in die Schule geht, denn das Wissen, welches vermittelt wird, reizt ihn so gar nicht.
Ihm Gegenüber sitzt unser kleiner Professor. Der Professor weiß meistens mehr als der Lehrer und kennt die Antwort auf jede Frage. Kein sachliches Thema darf verpasst werden und er fühlt sich von den ständigen Störungen anderer Mitschüler und deren, (entschuldigung: dummen) Nachfragen einfach nur behindert. Er könnte viel mehr lernen und wissen, wenn diese komischen Mitschüler nicht wären.
Beide Persönlichkeitstypen haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse beim Lernen im Hinblick auf die Mitschüler und die Größen des Klassenkollektivs. Beide Persönlichkeitstypen haben aber auch ein Recht auf ihre Individualität und das ihre Bedürfnisse zumindest in Teilen bedacht werden. Daher ist es für den einen förderlich, die Gruppe des Lernens so klein wie möglich zu halten, während der Andere gern in großen Gruppen agiert und die Anzahl der Klassenkameraden ihn nur dann stört, wenn es zuwenige sind.
Aber wie finde ich raus, welcher Persönlichkeitstyp mein Kind ist? Die individuellste und sicherste Methode, ist eine Persönlichkeitsanalyse. Die bekommst du gern bei uns. Wir arbeiten auf Grundlage des DISG- Modells und haben dieses Weiterentwickelt. Wir bieten dir und deinem Kind neben einem Test zur Persönlichkeitsfindung auch immer eine persönliche Einschätzung an. Aber auch wenn dir dieser Schritt zu viel ist, kannst du über eine Fremdeinschätzung einen guten Anhaltspunkt bekommen, welcher Typ dein Kind sein könnte. Schau dir doch mal unsere Persönlichkeitstypen an und versuche herauszufinden, welcher Typ dein Kind sein könnte?
Welche Schulformen gibt es?
Nun schauen wir uns doch mal die bekanntesten und meisten Schulformen an, die zur Auswahl stehen:
1) Staatliches Schulsystem
Das staatliche Schulsystem ist in jedem Land ein wenig anders und unterscheidet sich nach Wohnsitz. Allen staatlichen Schulsystem gleich ist jedoch, dass sie staatlichen Vorgaben unterliegen und damit einen klaren Rahmen besitzen.
Dies gilt zum Beispiel für die ausgebildeten Lehrkräfte, also du findest an den staatlichen Schulen ausgebildete Lehrer. Für uns ist dies Segen und Fluch zugleich. Warum? Weil eine Ausbildung und ein gewisses Grundwissen Kompetenz und Wissensvermittlung wiederspiegeln kann. Es können dadurch verschiedene Methodikkenntnisse vorhanden sein, um mit unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder und Situationen im Schulalltag auch unterschiedlich umzugehen. Leider kann dadurch auch ein eingefahrenes, unflexibles Vorgehen einherkommen. Nicht jeder Lehrer hat diesen Beruf entsprechend seinen Stärken herausgesucht und hat andere Erwartungen an den Lehrberuf, als die Kinder an die Wissensvermittlung haben.
Neben diesem Punkt haben die staatlichen Schulen zumindest immer einen mittleren bis hohen Ansatz an Schülerzahlen in ihren Klassen. Hier findet man meist keine kleinen und individuellen Klassengefüge.
Der Lehrplan ist in staatlichen Schulen klar vorgegeben und wird vom jeweiligen System bestimmt. Fragen außer der Reihe, Projekte je nach Interessen der Schüler oder auch nur philosophische Ansätze sucht man hier leider vergebenes. Vorgaben des Systems werden 1 zu 1 bis in die untersten Klassenstufen druchgedrückt. Alle Kinder lernen zur gleichen Zeit lesen, schreiben, rechnen und Funktionen etc., egal, ob sie das möchten oder nicht, ob sie es brauchen oder nicht, oder ob sie es gut können oder nicht. Stärken werden nicht gefördert und Schwächen bleiben ebenfalls Schwächen, da die Zeit und die Kraft fehlt, darauf einzugehen.
Der Erfolg für die Kinder innerhalb der schulischen Laufbahn wird in den staatlichen Schulformen in Noten ausgedrückt. Damit wird nicht nur ein Konkurrenzkampf und damit einhergehend eine Wettbewerbssituation auch unter den Schülern geschaffen, sondern auch ein Leistungsdruck erzeugt. Am Ende der Schullaufbahn winkt dann ein Abschluss, der zumindest im jetzigen System anerkannt und leider sogar Voraussetzung für viele weitere Wege ist. Oft ist eine Ausbildung, ein Studium oder der Zugang zu bestimmten öffentlichen Arbeitsposten an einen Schulabschluss und damit einhergehend der staatlichen Schulform geknüpft.
Zu welchen Persönlichkeitstyp passt diese Schulform am Besten:
2) Anerkannte, zugelassene alternative Schulformen (Waldorf, Montessori, Freinet etc.)
Daneben haben sich die staatlich anerkannten aber in freier Trägerschaft befindlichen alternativen Schulen etabliert.
Diese unterliegen auch einem staatlichen Rahmen, sind aber durch ihre freie Trägerschaft ein wenig flexibler in der Umsetzung. Zumeist spielt sich diese Flexibilität in der Art und Weise der Wissensvermittlung wieder.
Aufgrund der freien Trägerschaft und damit auch verbunden mit etwaigen zusätzlichen Kosten für die Kinderbetreuung können hier die Klassenstärken wesentlich kleiner Ausfallen, als an den staatlichen Schulen. Es kann von einer mittleren Schüleranzahl in den jeweiligen Klassengefügen ausgegangen werden.
Auch hier werden ausgebildete Lehrkräfte eingesetzt. Damit einhergehend ist eine Kompetenz im Umgang mit Wissensvermittlung und Methodik zu erwarten. Der Lehrplan richtet sich ebenfalls nach den staatlichen Vorgaben und unterliegt ebenso wenig der Flexibilität, wie bei einer staatlichen Schule. Großer Vorteil bei den meisten alternativen Schulen ist jedoch, deren Alternativität bei der Umsetzung des Lehrplanes. Die meisten alternativen Schulen haben sich einem bestimmten pädergogischen Konzept angeschlossen und unterrichten nach diesen Werten und Grundsätzen. Zumeist ist die Methodik vielschichtiger und die zusätzliche kreative Ausgestaltung individueller.
Wen das jeweilige Konzept anspricht, der bekommt hier eine etwas „kreativerer“ Schulform geboten.
In Sachen Notenvergabe und Leistungsdruk unterliegen die Kinder dieser Schulformen aber den gleichen Voraussetzungen, wie die Kinder der staatlichen Schulen. Auch hier gibt es regelmäßige Benotungen, damit einhergehend Druck, Herausforderung und Wettbewerb.
Einen anerkannten Abschluss gibt es, wenn die jeweilige Schule dies auch anbietet. Dann unterliegt der Abschluss den jeweiligen staatlichen Kriterien, öffnet aber die gleichen Türen, wie ein an der staatlichen Schule gemachter Abschluss. Nicht jede anerkannte, alternative Schule bietet dies aber an.
Zu welchen Persönlichkeitstyp passt diese Schulform am Besten:
3) Freie alternative Privatschulen (z.B. Online – Privatschule)
Staatlich losgelöste und völlig freie Privatschulen bieten ein Lehrprogramm nach individuellem Konzept der jeweiligen Privatschule an. Hier gibt es keine staatlichen Vorgaben und damit einhergehend auch völlig unterschiedliche Konzepte.
Da diese Schulform derzeit von einem unserer Kinder genutzt wird, möchte ich etwas intensiver auf die von uns ausgesuchte Schule eingehen. Es ist keine Verallgemeinerung für ander Privatschulen und wirklich jeweils individuell nachzuprüfen.
Unser Größter besucht die Wilhelm von Humboldt Online Schule. Warum eine Online-Schule? Weil es uns örtlich unabhängiger gemacht hat. Die Wahl der Schule fiel aber nicht deswegen auf diese Schule, sondern vor allem auch wegen dem für uns positiven Konzept und den Bedürfnissen unseres Großen, die hier am Besten beachtet werden.
Die Schule hat Klassenstrukturen, die sich in der Größe von maximal 18 Schülern pro Klasse aufhalten. Vorteil des Online-Prinzipes: Keine störenden Mitschüler, weil die Atmossphäre die ist, die du dir selbst schaffst. Dennoch hast du Klassenkameraden, ein Klassenkollegtiv, Teamarbeit, wenn gebraucht und gewünscht.
Das Konzept der Wilhelm von Humboldt Online Schule sieht einen Einsatz von ausschließlich ausgebildeten Lehrkräften vor. Also auch hier ist ein gewisser Kompetenzansatz zu erwarten und von uns auch so wahrgenommen. Größter Vorteil, der zu unserem Sohn auch am Besten passt: Nicht nur die Themen sind zwar am Lehrplan orientiert aber im Ergebniss frei, sondern auch der Umgang mit den Lehrthemen wird frei und individuell ausgeübt. Während die einen auf viel Eigeninitiative setzen, gibt es andere Lehrer die viel in Gruppen arbeiten lassen. Es werden Thementage mit speziellen Inhalten außerhalb des Lehrplanes angeboten, die Schüler können sich selbst einbringen oder um zusätzliche Unterstützung bei verschiedenen Themen bitten. Das komplette Schulsystem erscheint uns besonders flexibel, anpassungsfähig und dennoch am Lehrplan orientiert. Auch philosophische Ansätze oder andere Meinungen sind willkommen. Konzeptionell können wir diese Schulform absolut empfehlen.
Die Notenform ist genauso flexibel wie die Schule selbst. Im Grundsatz vergibt die Wilhelm von Humboldt Online Schule Noten und Zeugnisse. Besonderheit hierbei, niemand kann durchfallen, sondern ist im schlimmsten Fall nur nicht bewertbar. Der pädergogische Gedankengang dahinter: Der Schüler hat die jeweilige Leistung nicht gezeigt, dass heißt aber nicht, dass er sie nicht kann. Und das kann eben unterschiedlichste Gründe haben, urteilt aber nicht über den Menschen dahinter. Auch war es überhaupt kein Problem unseren Sohn von einer weiteren Fremdsprache abzumelden (er lernt nur Englisch und Spanisch) oder auch für einen bestimmten Zeitraum frei zu stellen. Diese hohe Flexibilität mit dennoch vorhandenen individuellen Anpassungen, so wie es den Bedürfnissen unseres Sohnes und uns als Eltern gerecht wird, ist für uns ein großes Glück und ein Vorbild für jedes andere Schulsystem.
Wer jetzt nach dem anerkannten Abschluss fragt, der bekommt jedoch ein ABER! Die Wilhelm von Humboldt Online Schule kämpft noch mit den staatlichen Behörden, einen direkten Abschluss gewährt zu bekommen. Ansonsten heißt hier der Weg: Externenprüfung. Dies geht sowohl für die Mittelstufenreife als auch für das Abitur und die Schule bereitet die Schüler, die diesen Weg gehen wollen, gezielt auf die Prüfungen vor. Also kein Nein, sondern nur ein kleiner Umweg zum anerkannten Abschluss.
Zu welchen Persönlichkeitstyp passt diese Schulform am Besten:
Eindeutig zu jedem. Durch die große Anpassungsmöglichkeiten innerhalb des Schulsystems kann bei dieser Schulform individuell auf das Bedürfniss der Kinder eingegangen werden. Jedem Persönlichkeitstyp kann ein wenig mehr entgegen gekommen werden. Wer jetzt denkt durch den Online Unterricht würden sich die sozialen Kontakte nicht aufbauen oder das Kind das Interaggieren mit anderen Verlernen, dem sei gesagt, dass dies nicht das vorrangige Ziel der Schule ist. Schule soll bilden. Freunde kann das Kind auch außerhalb der Schule treffen und sehen und innerhalb des Schulsystems muss dennoch mit anderen interagiert und zusammengearbeitet werden. Wir können jedoch bestätigen, das wirklich gute Freundschaften innerhalb von dieser Schulform entstehen können und dass die Entfernung, die manchmal besteht, einfach „geskipt“ wird.
4) Freilerner
Freilerner, sind mittlerweile in aller Munde und es gibt unendlich viele Arten von Freilernen, sodass eigentlich Verallgemeinerungen dem Thema nicht gerecht werden. Dennoch breche ich es hier mal auf eine völlig individuelle Form der Beschulung runter. Freilerner gibt es in der Form, wo ausschließlich das Kind entscheidet, was es gern lernen will. Es gibt die Form, bei der die Eltern unterstützen und Lernziele vorgeben, es gibt die Form, in der Kinder Freilernertreffs und Einrichtungen besuchen, bis zu der Form, in denen nach freien Konzepten Strandschulen oder Waldschulen gelebt werden.
So individuell wie die verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzungen sind also auch die Interaktionen mit anderen Schülern. Von mittleren bis kleinen Gruppen zur völligen Selbstständigkeit im Lernen gibt es hier alles entsprechend dem Bedürfnisse des Lernenden.
Ausgebildete Lehrer findet man dem Freilernerbereich eher selten. Es mag Ausnahmen geben. Die Kompetenz im Lernen ist bei den Freilernern nicht priorisiert. Dafür ist die Themenvielfalt und die Auswahl der jeweiligen zu lernenden Gebiete grenzenlos und orientiert sich am Interesse und den Stärken der jeweiligen Kinder. Hier kannst du dir die Themen beibringen, die dich wirklich interessieren und dir gefallen. Du lernst sie von dem, der bereit ist sein Wissen mit dir zu teilen und erlebst sehr oft dass, was du lernst selbst, individuell, andersartig. Freiheit pur.
Bewertungen, Beurteilungen oder gar Leistungsdruck gibt es hier nicht. Dein Kind allein bestimmt, was es möchte und wieviel davon. Ein Maßstab ist dabei nicht angebracht.
Einen anerkannten Abschluss darf man dabei nicht erwarten und den gibt es auch nicht. Natürlich steht auch jedem Freilerner der Weg zu den Externenprüfungen offen. Aber darauf muss man sich vorbereiten. Niemand sollte es zu einfach abtuen, sich auf diese Prüfungen ohne Lernsystem und völlig aus der Kalten vorzubereiten. Es hängt vom Mindset ab, wie wichtig oder unwichtig einem dieses Thema und dieses Ziel sind. Dass diese Schüler an manchen Stellen mehr fürs Leben vorgereitet sind, als manch ein Schüler des regulären Schulsystems, ist dabei nicht in Frage gestellt. Aber leider öffnet tatsächliches Können nicht immer jede Tür, wie zum beispiel die an eine Universität.
Zu welchen Persönlichkeitstyp passt diese Schulform:
Zusammenfassung Schulformen
Schulform | Klassenstärke | Individualität | Noten | Konzept/ Kreativität | Abschluss |
deutsche staatliche Schule | hoch (ca.25+) | Nein | ja | niedrig | ja |
spanische staatliche Schule | mittel (ca. 18) | Nein | ja | niedrig | ja |
anerkannte Konzeptschulen (Montessori etc.) | mittel (ca. 20) | Nein | ja | mittel | Evtl. |
alternative Privatschulen | mittel (bis ca. 20) | Ja | ja | mittel bis hoch | Evtl. |
Freilerner allein | keine | Ja | nein | hoch | Nein |
Freilerner Treff | niedrig | Ja | nein | hoch | Nein |
Welcher Persönlichkeitstyp passt zu welcher Schulform?
Jetzt wird es spannend. Nun weiß ich, welche Schulformen es gibt. Und auch welcher Typ mein Kind ist. Aber was passt denn jetzt zu meinem Kind und warum? Gibt es vielleich sogar mehrere Alternativen?
Mein „rotes, dominantes“ Kind
Der Persönlichkeitstyp Macher kann gut allein arbeiten und ist auf „soziale Kontakte“ nicht wirklich fokussiert. Im Gegenteil, diese können von ihm als störend empfunden werden. Wichtiges Kriterium ist also entweder sehr kleine Klassengefüge oder selbstständiges Lernen. Dazu möchte er wirklich etwas „abrechnbares“ Leisten. Ein völlig freies Konzept, ohne Aufgaben oder Herausforderungen liegt diesem Persönlichkeitstyp eher weniger. Er mag Zahlen und Bewertungen. Dies spornt ihn an. Er passt sehr gut in Systeme, die kleine bis mittlere Schüleranzahlen beinhalten und einen Lehrplan haben.
Der Persönlichkeitstyp Anführer mag die Interatkion mit anderen Menschen. Er setzt sich gern Ton angebend von einer Gruppe ab, benötigt daher auch eine Gruppe, um sich wohl zu fühlen. Er ist ein fleißiger Typ, dem Erfolg wichtig ist und Erfolg lässt sich in Zahlen (Noten) ausdrücken. Da Anführer sehr gern Ziele erreichen, sind ihm auch Abschlüsse wichtig. Er hat einen klaren Weg vor sich und möchte diesen auch gehen. Er kommt daher gut in Systemen klar, die mindestens eine mittlere bis große Anzahl an Schülern haben, Noten vergeben und einen Abschluss generieren.
Der Persönlichkeitstyp Organisator ist zwar in seiner Hauptprägung dominant, aber auch stetig. Er arbeitet sehr gern mit Menschen zusammen und mag Teamarbeit. Auch hier ist ein System mit anderen Schülern wichtig, wobei die Gruppengröße egal ist. Er braucht eine klare Aufgabenstruktur, aber auch Kreativität und Abwechslung. Am liebsten geht er neue Projekte an oder lässt sich eigene einfallen. Ein strenger Lehrplan und Leistungsdruck kann jedoch kontraproduktiv wirken.
Der Persönlichkeitstyp Diplomat ist wandlungs- und anpassungsfähiger als die anderen dominanten Persönlichkeitstypen. Er bevorzugt die Interaktion mit anderen Menschen, denn darin ist er gut. Ebenfalls legt er Wert auf einen gewissen Status und auf Erfolg. Ihm ist auch sein Außenbild wichtig, also wie Andere ihn wahrnehmen. Daher darf gern auf die Reputation der jeweiligen Schule geachtet werden.
Mein „gelbes, initiatives“ Kind
Ist mein Kind eher eher dem Persönlichkeitstyp Protagonist zuzuordnen, braucht es unbedingt ein Klassengefüge bzw. andere Kinder um sich herum. Gleichzeitig ist ein mittlerer bis hoher Kreativitätsfaktor wichtig. Routine und immer gleiche Aufgaben versetzen den Protagonisten in Panik, also bedarf es eines Schulkonzeptes mit hoher flexibiliät und Abwechslung.
Der Persönlichkeitstyp Idealist schätzt vor allem seine Freiheit und ist ein wenig „lazy“. Zu viel Leistungsdruck und ein sturrer Lehrplan sind daher eher kontraproduktiv. Auch schweift der Idealist gern mal zu philosophischen Fragen ab und entfernt sich vom Lehrplanweg. Daher sind freie und flexible Konzepte hier sehr empfehlenswert.
Dagegen braucht der Persönlichkeitstyp Spezialist gerade die Sachtiefe in seiner Materie. Ihn interessiert kein breites oder vieles Wissen, also die Abarbeitung eines Lehrplans, sondern er möchte echte Kenntnis und Kompetenz in verienzelten Gebieten erlangen. Dabei mag er andere Menschen um sich haben. Auch hier bedarf es einer großen Flexibilität im Lehrplan und zugleich hoher Fachkompetenz.
Der Persönlichkeitstyp Abenteuerer braucht weder ein Lehrplan noch Vorgaben noch Leistungsdruck. Er möchte die Welt erforschen, erleben, erfühlen und nicht erlernen. Hier sind wir absolut bei den geborenen Freilernern. Jede Grenze und Schranke ist eine zuviel!
Mein „grünes, stetiges Kind“
Der Persönlichkeitstyp Social ist vor allem auf sein Gruppengefüge fokussiert. Hier ist also ein Team, eine Gruppe oder eine Klasse von entscheidender Bedeutung. Auch er ist eher Kreativer, was die konzeptionelle Arbeit angeht, kann aber ebensogut auch nach einem Lehrplan „abarbeiten“.
Ein Mediator ist vielschichtig und anpassungsfähig. Hierzu passt so gut wie jede Schulform. Eventuell kann es zu Überforderung führen, wenn zu viele Menschen in einem Klassengefüge bestehen, weil dann die vom Mediator gebrauchte Harmonie schwanken kann. Ansonsten ist er anpassungsfähig.
Der Persönlichkeitstyp Aktivist ist kooperativ und teamfähig. Er kann daher gut in Gruppen agieren. Gibt man ihm ein althruistisches Ziel, für dass er sich einsetzen kann, wird er sich in dem jeweiligen Systemen auch gut fühlen.
Ist dein Kind ein Persönlichkeitstyp Unterstützer braucht es Ruhe zum Arbeiten. Es arbeitet konstruktiv und nach einem geregelten Ablauf. Druck ist ebenso wenig hilfreich, wie ein zu großes unhomogenes Klassenkollektiv. Völlige Freiheit und Anwendung von kreativen Selbststrukturierungsmethoden liegen ihm ebenfalls nicht. Für den Unterstützer sind kleine Klassenstrukturen mit geregelten Abläufen und festen Lernstrukturen am Besten.
Mein „blaues, gewissenhaftes Kind“
Der Persönlichkeitstyp Architekt benötigt ebenso wie der Typ Unterstützer vor allem Ruhe und einen konstruktiven Arbeitsablauf. Anders als der Unterstützer kann der Archtikt aber auch ganz auf Mitschüler oder ein Klassenkollektiv verzichten. Er möchte jedoch eine große Bandbreite an Wissen aufsaugen und benötigt daher einen guten Lehrplan, der auch gern über das Standardwissen hinaus geht. Er langweilt sich schnell und wird unaufmerksam, wenn der Wissenszuwachs zu schleppend oder zu wenig kommt.
Ist dein Kind vom Typ Debattierer, ist es vielschichtiger und anpassungsfähiger. Debattierer mögen den geistigen Austausch, dabei ist egal, ob mit Mitschülern oder Lehrern. Sie sind lernbegierig und lösen gern auch schwierige Aufgaben. Eine zu freie, zu einfache Beschulung könnte ihn sehr schnell langweilen.
Der Gutachter arbeitet dagegen allein, präsentiert das Produkt seiner Arbeit aber gern vor Anderen. Als symphatischer Typ hat er mit kleinen Gruppen um sich kein Problem. Er arbeitet analytisch und systematisch, dafür aber nur die Bereiche ab, die auch sinnvoll sind und ihm etwas bringen. Hier wird es schwer sein, einem Gutachter zu erklären, warum er Aufgaben machen soll, die für ihn keinen Vorteil oder Nutzen haben. Eine Flexibilität im Lehrplan und spezifische Themen, die insbesondere aufs Leben und auf den beruflichen Weg vorbereiten, sind hier sehr sinnvoll.
Noch krasser in diesem Bezug ist der Persönlichkeitstyp Rationalist. Er arbeitet allein und braucht auch keine Menschen um sich herum. Er möchte rationale Erklärungen für seine Aufgabe und kann vor allem mit „unnützen“ Lernstoff nichts anfangen. Als leistungsstarker, analytischer Typ, kann er vor allem mit wissenschaftlichen Themen sehr gut handtieren und braucht eine hohe Sachkompetenz seiner Lehrer.
Fazit:
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und wer keine Wahl hat, der wird die Schulform nehmen, die ihm zur Verfügung gestellt wird. Aber was passiert, wenn wir unser Kind von Anfang an, jahrelang entgegen seiner Stärken, seiner Bedürfnisse und seiner Zufriedenheit eine Schulform aufdrücken, die ihm nicht liegt? Oma würde jetzt sagen: „Da mussten wir alle durch, uns hat es auch nicht geschadet.“ Aber wage doch kurz mal den Blick, was aus uns allen geworden wäre, wenn wir von Grundauf eine Förderung unserer Stärken erfahren hätten? Wenn wir individuell so sein und Leben hätten dürfen, wir wir es brauchen? Wenn wir das intensiv hätten lernen dürfen, was uns wirklich Spaß macht, was uns liegt? Wage doch mal den Ausblick, was passieren würde, wenn dein Kind sich in seinem Schulsystem plötzlich wohl fühlt, es Spaß hat und gern tut, für die große Dauer von 5 oder mehr Stunden am Tag.
Ich beende diesen Ausblick mit einer (geklauten) kleinen Geschichte. Ich zitiere aus dem Buch: Das 1×1 der Persönlichkeit von Lothar Seiwert, Friedbert Gay :
„Eines Tages beschlossen die Tiere, dass sie etwas Bedeutendes tun wollten, um die Probleme der Welt zu lösen. Deshalb organisierten sie eine Schule. Es gab Unterrichtsfächer wie Laufen, Bergsteigen, Schwimmen und Fliegen. Um diese Schule einfacher organisieren zu können, sollten alle Tiere an allen Fächern teilnehmen.
Die initiative Ente zeigte im Schwimmunterricht eine außerordentliche Begabung, ja, sie war zu ihrer Freude sogar besser als der Schwimmlehrer. Sie machte aber nur recht langsame Fortschritte beim Fliegen und war nicht nur im Klettern, sondern auch im Lauftraining sehr schlecht. Da sie beim Laufen so schlecht abschnitt, musste sie das Schwimmen aufgeben und nachmittags länger in der Schule bleiben, um Wettlaufen zu trainieren. Dabei wurden ihre Schwimmhäute so stark beansprucht, dass sie beim Schwimmen nur noch durchschnittliche Ergebnisse erzielen konnte. Aber eine durchschnittliche Leistung war durachaus akzeptabel, und so machte sich niemand größere Sorgen darüber, außer die Ente selbst.“