Bedürfnisorientierte
Erziehung
Welche Bedürfnisse bedienst du wirklich?
Aus dem Alltag…
Es ist Montag Vormittag 10 Uhr. Ich sitze vor meinem Laptop und arbeite. Der zweite Kaffee steht duftend mit einladender Milchschaumhaube neben mir. Die zwei kleinen Kids sind in der Schule, die Sonne lacht und die Woche startet wunderbar ruhig und strukturiert.
Genau so wie ich es mag.
Mit einem kurzen Blick auf die Uhr entscheide ich, mich langsam dem hintersten Zimmer in unserem Haus zu nähern. Das Zimmer unseres Großen. Ich klopfe an, öffne die Tür und rufe freudig: „Guten Morgen mein Großer. Na wie hast du geschlafen? Es ist schon 10. Zeit aufzustehen!“ Danach verlasse ich schnell das Zimmer, um einer Reaktion zu entgehen, lasse jedoch die Tür absichtlich weit offen, damit die Geräusche des Tages sein übriges tun. Nach weiteren 20 Minuten vor meinem Laptop versuche ich mein Glück noch mal.
Langsam und vorsichtig begebe ich mich wieder in den hinteren Teil des Hauses. Ein wütendes, verschlafenes Etwas tritt mir entgegen. „Was soll das Mutter? Warum weckst du mich so früh?“ Mit bewusst sanfter Stimmer versuche ich die Situation zu entschärfen. „Naja, es ist schon zehn und ich dachte der Tag sollte auch für dich jetzt langsam beginnen. Mir ist ein geregelter Tagesablauf wichtig und da gehört das Aufstehen nun mal dazu!“
Wütend funkelt mein Sohn mich an: „Mir aber nicht! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass mich deine Tagespläne nicht interessieren. Ich hasse Pläne.“ – „Ja ich weiß, aber auch du hast ja heute noch ein bissel was vor. Schule beginnt um 13 Uhr und davor hast du ja noch Spanisch.“ – „Ja und?“ funkelt mich mein Sohn wütend an. „Wir müssen erst 11:45 Uhr aus dem Haus. Bis dahin hab ich noch über eine Stunde Zeit. Ich hatte mir meinen Wecker auf 11 Uhr gestellt. Ich brauche deine Pläne nicht.“ Richtig sauer trottet das müde Pubertier Richtung Bad. Rums, die Tür viel zu. Ernüchtert, genervt und mit spürbar mieser Laune kehre ich an meinen Laptop zurück.
Autor: Denise
Individualität ist bedürfnisorientierte Erziehung
Ein typisches Streitgespräch in unserer Familie aus früherer Zeit. Konflikte mit meinen Kindern reiben mich persönlich immer sehr auf. Sie rauben mir Kraft und bringen negative Energien, die mich bremsen. Als Mama, die natürlich versucht den Spagat zwischen bedürfnisorientierte Erziehung, selbst gelernten Erziehungsratgebern und eingefahrenen Glaubensätzen hinzubekommen, versuchte ich lange Struktur in unseren Familienalltag zu bekommen. Zum einen, weil ich als Persönlichkeitstyp „Organisator“ meine Strukturen und Abläufe liebe (genauso wie meine To-Do-Listen), zum anderen, weil ich immer wieder gelesen habe, dass Strukturen für Kinder wichtig sind.
Worüber ich mir aber lange Zeit keine Gedanken gemacht habe ist, was mein Sohn braucht und möchte. Dabei versuchte ich mir mit sturen Erziehungsratgebern weiterzuhelfen oder griff auf die Ideen, Meinungen und guten Ratschläge der Eltern, Großeltern oder Freunde zurück. Dabei habe ich lange Zeit vergessen hinzuschauen, dass mein Kind nicht wie das Kind der Freundin, der Großeltern oder des Erziehungsratgebers ist. Mein Kind ist individuell. Also geht die bedürfnisorientierte Erziehung von anderen für mein individuelles Kind nicht.
Jeder Mensch ist anders, hat andere Stärken, andere Bedürfnisse und andere Antreiber. Bei Erwachsenen fällt es mir einfach, mit Toleranz zu agieren. Da gibt es relativ schnell die Entscheidung: „Ok, der tickt halt anders. Passt zu mir, oder auch nicht.“ Bei meinen Kindern ist es mir lange Zeit schwer gefallen, zu akzeptieren, dass sie anders als ich sind. Dass sie nicht die gleichen Sachen mögen, die ich mag. Dass sie nicht die gleiche Sprache sprechen, die ich spreche oder dass sie nicht die gleichen Antreiber haben, die ich habe. Zwar reden wir gern von Individualität, Einzigartigkeit und Andersartigkeit. Aber leben wir sie in der Erziehung wirklich? Akzeptieren wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder? Kennen wir diese überhaupt?
Bedürfnisorientierte Erziehung heißt doch zunächst, dass ich die Bedürnisse desjenigen, den ich erziehen möchte, auch tatsächlich kenne, oder? Nachdem wir unseren Sohn tatsächlich einmal in das Persönlichkeitsmodell eigeordnet haben, erkannten wir, welche Bedürfnisse er wirklich hat. Welche Stärken, welche Sprache und vor allem welche Motivatoren er hat. In der oben dargestellten Situation war das Ergebnis für uns einfach. Er braucht Freiräume, möchte das Gefühl haben, selbstbestimmt zu sein. Im Gegenzug gab es von uns die Vorgaben, welche Tagesaufgaben für uns verbindlich sind. Er darf sich frei und selbstbestimmt organisieren und wir dürfen uns wieder ein bisschen mehr auf uns konzentrieren. Natürlich gibt es Themen, die noch viel schwieriger im Umgang sind, als diese einfach zu lösende Situation. Gerade die Erkenntnis, welcher Typ unser Sohn ist und was er braucht, um Glücklich zu sein, hilft sowohl bei bei den „kleineren“ und auch „größeren“ Themen. Und das ist doch das, was sich alle Eltern wünschen.
Bedürfnisse wirklich kennen durch Persönlichkeitsanalyse
Mit einer Persönlichkeitsanalyse deines Kindes und dir selbst lernst du, die Stärken von euch beiden besser kennen. Du erkennst eure Antreiber und lernst eure Sprache. Dadurch kannst du dein Kind besser lenken, leiten und begleiten.
Jeder Typus verhält sich anders im Konflikt. Und Konflikte bleiben im Zusammenleben nun mal nicht aus. Kennst du aber das Verhalten deines Kindes im Konflikt, kannst du dich darauf besser einstellen und damit den Konflikt eher und schneller wieder bereinigen.
Jeder Typus spricht eine andere Sprache. Mancher mag es präzise, kurz und knapp, andere brauchen eine emotionalere, emphatische Behandlung. Kennst du die Sprache deines Kindes, so kannst du versuchen sie tatsächlich anzuwenden bzw. ihr könnt offen in den Austausch über die Bedürfnisse gehen.
Jeder Typus hat unterschiedliche Stärken. Fördere die Stärken deines Kindes, zeig sie deinem Kind und lernt euch auch untereinander in der Familie dafür lieben, dass ihr unterschiedlich seid. Kennst du die Antreiber bzw. die Bedürfnisse deines Kindes oder dessen Vorlieben? Dann kannst du darüber seine Motivatoren finden, für Aufgaben und Erledigungen, die dein Kind nur widerwillig macht, die ihm keinen Spaß bereiten aber für dich wichtig sind.
Lass mich hierzu noch ein kurzes Beispiel bringen.
Mein süßer kleiner Jüngster ist seit wenigen Wochen in der Schule. Es ist Mittwoch Nachmittag und er hat Hausaufgaben auf. Die Aufgabe: Buchstaben in einem Heft nachschreiben. Völlig verzweifelt sitzt er weinend am Schreibtisch, schmeißt den Bleistift zur Seite und schluchtzt: „Ich kann nicht schreiben. Das ist so blöd. Ich mach das nicht.“ Mitfühlend streiche ich ihm über den Kopf. Ich versuche ihn aufzumuntern. „Du schaffst das mein großer Mann. Schreiben lernen ist wichtig.“ Das motiviert ihn aber so gar nicht, sondern erhöht leider nur den Druck. Falsche Ansprache für mein Kind, denke ich. Also nehme ich mir ein paar Sekunden Zeit und überlege, welcher Typ mein Sohn ist und was ihn motivieren könnte, hier dran zu bleiben.
Unser Jüngster hat eine gewisse Affinität zu Zahlen, ist wissbegierig und rechnet gern. Der Typus unseres jüngsten Sohnes ist also ganz anders, als der unseres Großen. Während der eine Freiräume liebt, braucht der andere Strukturen, Wissen, Zahlen, Rätsel und Rechenaufgaben. Also folgende Idee: „Was hältst du davon, wenn wir die Soppuhr mitlaufen lassen und mal ausrechnen, wie viel Zeit du pro Zeile schreiben brauchst. Wir können auch berechnen, wie viele Minuten du für die ganze Übung brauchen könntest.“ Er nuschelt ein leise: „Ok.“ Also lasse ich die Stoppuhr laufen, während er sich bei der nächsten Zeile abmüht. Als er fertig mit der Zeile ist, freut er sich riesig über die Zeit (ohne auch nur zu wissen, welchen Wert sie hat). Gemeinsam gehen wir an die Spieltafel und stellen eine Rechenaufgabe dazu auf, die er selbst auf dem Taschenrechner lösen darf bzw. was er schon kann auch so rechnet. Danach überprüfen wir unser Rechenergebnis, indem wir die nächste Zeile schreiben und die Zeiten addieren. Plötzlich ist das Schreiben gar nicht mehr so schlimm. Die Hausaufgaben dauerten zwar länger, als vielleicht notwendig, dafür hatte er tatsächlich Spaß daran. Nicht am Schreiben, das bleibt seine große Herausforderung, aber am Machen der Hausaufgabe. Im Übrigen machen wir diesen Trick immer noch, wenn eine Schreib- oder Malaufgabe für wenig Begeisterung sorgt.
Autor: Denise
Vorteile der Persönlichkeitsanalyse
Was sind nun die Vorteile einer solchen Persönlichkeitsanalyse? Ganz klar mehr Harmonie im Familienleben. Muss man dazu selbst aktiv werden? Ja, und es lohnt sich!
Wenn du mehr über Persönlichkeitsanalyse für dich oder und dein Kind wissen möchtest, dann nimm gern Kontakt mit uns auf. Hier erfährst du auch alles über das Verfahren und unsere Arbeitsweise.